Der Direktor
Ich mache mich auf den Weg. Schließlich, wer eine Computerschule für
Kinder wirtschaftlich führen will, sollte auch Kinder da drin sitzen haben. Göttin sei
Dank, in Österreich ist Werbung in Schulen mit Einschränkung und Einwilligung des
Direktors erlaubt. Also stecke ich jetzt im seriösen Business-Outfit, ziehe den O-Ring
ab, kontrolliere noch mal, ob auch nicht die Mini-Handschellen aus der Handtasche baumeln
und bewege meinen Hintern von einer Schule zur anderen, mache den Herrn und Frauen
Direktoren mit Engelszungen klar, wie wichtig es ist, daß Kinder so früh wie möglich
lernen, mit dem Blechtrottel umzugehen und drücke ihnen meine Prospekte in die Hand. Es
ist mühsame Arbeit, aber es kommt doch auch so manches gute Gespräch zustande.
Nach einem Rausschmiß: "Unsere Kinder lernen alles, was sie fürs
Leben brauchen, bei uns!" gehe ich noch frustriert in die nächste Hauptschule,
gleich ums Eck. Schultern zurück, Bauch rein, Kinn hoch marschiere ich in Richtung
Direktion. Aber wo ist die? Eine Türe ist sperrangelweit offen, ein Typ mit Lederweste
sitzt drin. Ich platze rein: "Guten Tag, ich hätte gerne jemanden aus der Direktion
gesprochen." - "Ich bin der Direktor." - Was trägt der Typ für einen
Ring? Ich glaub, ich träume! Der hat nicht nur Lederhose und Weste an, der trägt auch
tatsächlich offen den O-Ring an der rechten Hand! Und ich Idiotin? Mist!
Mittelstark aus der Fassung gebracht, bringe ich irgendwie mein Anliegen
vor und fliege auch prompt raus mit: "Ach wissen Sie, die Kids lernen das ganz von
selber und bei den Schülern, die wir hier haben, ist es mir wichtiger, sie toben sich
ordentlich beim Sport aus, so daß sie abends müde ins Bett fallen. Da kommen sie dann
nicht so leicht auf dumme Ideen!" Ich kann mir ein dreckiges, wissendes Grinsen nicht
verkneifen. Aber die Freikarten für die Computermesse nimmt das Schlitzohr natürlich.
Ich mag den Mann.
Übrigens, wenn ich meinen O-Ring nicht gerade wieder mal irgendwo liegen
gelassen habe, trage ich ihn jetzt ständig :-)
F, 42 |